Philosophie der klassischen Reitkunst
Die klassische Reitkunst hat eine lange Tradition. Sie beinhaltet nicht nur die reiterlichen Fähigkeiten, sondern auch der eigene Geist und Körper wird geschult. Neben der Ausbildung des Pferdes ist auch diejenige des Reiters von höchster Bedeutung, sowohl auf einer geistigen Ebene (z.B. Auseinandersetzung mit der Reitlehre, konzeptionelles Herangehen an das Reiten) als auch auf der körperlichen Ebene (z.B. Schulung des eigenen Körpers durch andere Bewegungsformen neben dem Reiten). Körper und Geist bilden eine Einheit – das eigene Körpergefühl ständig zu schulen und zu fördern ist auch für das Reiten zentral.
Auch heute hat das Pferd eine durchdachte Gymnastizierung sowie eine sinnvolle Ausbildung nötig, um seine Aufgabe als Reitpferd bis ins hohe Alter bei guter Gesundheit auszuführen. Das Pferd muss dabei in erster Linie in der Tragkraft ausgebildet werden, um sich sowie die/ den ReiterIn im Gleichgewicht zu tragen. Zentral in der Ausbildung des Pferdes sind Vertrauen und Losgelassenheit. Der Basisarbeit kommt daher eine sehr grosse Bedeutung zu: das Pferd soll die Möglichkeit haben, sich physisch und psychisch nach seinen individuellen Möglichkeiten zu entwickeln, um sein Leben als Reitpferd gesund zu geniessen.
«Die Reitkunst (…) ruht auf zwei tragenden Säulen: auf der Fertigkeit des Menschen, theoretisches reiterliches Wissen in die Praxis umzusetzen, und auf seiner Fähigkeit, ein Pferd körperlich und geistig so formen zu können, dass es zur Erfüllung reiterlicher Wünsche geeignet wird, ohne dass es zu einem Stilbruch oder zu Harmonieverlust bei der gemeinsamen Darbietung kommt. Auch in der Reiterei kommt «Kunst» von «Können» (…). Die Reitkunst wird nicht am Schwierigkeitsgrad bestimmter Übungen gemessen, sondern einzig am Grad der Übereinstimmung von Reiter und Pferd und deren sichtbaren Ausdruck»
Kurt Albrecht in «Dogmen der Reitkunst»